«Strategische Führung» ist anders

 

geschrieben von Kurt Fluri, Nationalrat SO

Die FDP.Die Liberalen hat ihre zwei Bundesratssitze verteidigt. Dies ist das Resultat einer gradlinigen, mehrjährigen Strategie, welche ich am vergangenen Mittwoch unterstützt habe. Anders ist die Strategie der SVP zu beurteilen.

 

In vielen Medien und politischen Kreisen wird unwidersprochen die Meinung vertreten, Christoph Blocher dirigiere als «Chefstratege» die SVP. Dass er de facto die Partei führt und nicht der gewählte Parteipräsident, Nationalrat Toni Brunner, ist richtig. Immer mehr aber wird man den Eindruck nicht los, der ihm von seiner Partei offenbar widerspruchslos zugestandene Führungsanspruch beziehe sich vor allem auf die Zurverfügungstellung ausreichender finanzieller Mittel.

 

 

 

Die Vorbereitung von Bundesratswahlen gehört zweifellos zu den strategischen Hauptaufgaben einer Parteiführung, werden doch dadurch für längere Zeit sowohl die Wahrnehmung einer Partei in der Öffentlichkeit als auch die Möglichkeiten zur Beeinflussung der Bundespolitik geprägt. Umso erstaunlicher ist es, dass die SVP am Wahltag offensichtlich über keine strategische Führung verfügte.

 

Strategische Führung heisst nämlich, dass aufgrund einer nüchternen Lagebeurteilung mögliche Entwicklungen abgeschätzt und deren Beeinflussung durch eigene Möglichkeiten abgeklärt werden. Dazu gehört bei Wahlen die sorgfältige Auswahl von erfolgsversprechenden Kandidaturen. Im Weiteren müssen Wahlgang für Wahlgang die möglichen Entwicklungen auf ihre Eintretenswahrscheinlichkeit beurteilt und daraus Rückschlüsse auf die eigenen Entschlüsse gezogen werden. Das Vorgehen der SVP-Führung war aber eher von Emotionen, nämlich von Hass und Rachsucht gegenüber der BDP und deren Bundesrätin geprägt.

Wir Freisinnig-Liberalen haben uns im Gegensatz dazu klar für die Konkordanz (2/2/2/1) eingesetzt.

 

Vielleicht trügt aber auch der Eindruck nicht, die Strategie der SVP und damit Christoph Blochers habe darin bestanden, gar nicht zu einem zweiten Bundesratssitz zu kommen, um sich weiterhin in der Rolle des Opfers aller anderen nach dem Motto ‚Alle gegen die SVP’ als Märtyrer aufführen zu können. Darin läge die einzig rationale Begründung für die heute nicht wahrnehmbare Wahlstrategie einer kopflos wirkenden SVP-Fraktion.