Es dauerte dann doch etwas länger als erwartet, bis das Kantonsreferendum zustande kam. In fünf Kantonen sprachen sich die Parlamente gegen die Beteiligung am Referendum aus, in mehreren weiteren Kantonen wurde gar nicht erst abgestimmt. Dennoch reichten am 23. September 2025 zehn Kantone – St. Gallen, Thurgau, Schwyz, Obwalden, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Aargau, Nidwalden, Uri und Wallis – das Kantonsreferendum ein. Ergänzt wurde dieser Widerstand am 9. Oktober 2025 durch ein weiteres Referendum mit 65'672 Unterschriften, unterstützt von Mitgliedern der Mitte, SVP, EVP, EDU, dem Schweizer Bauernverband und der IG Familie 3plus.
Die Fakten sprechen weiterhin eine klare Sprache – sie sprechen für die Individualbesteuerung. Das oft vorgebrachte Bürokratie-Argument ist vorgeschoben: Auch das Frauenstimmrecht brachte einst vorübergehenden administrativen Aufwand mit sich, doch wer Fortschritt will, darf sich nicht von Übergangsphasen abschrecken lassen. Mittelfristig führt die Reform zu weniger Bürokratie, weil komplizierte Wechsel bei der Steuerveranlagung entfallen und moderne Automatismen greifen.
Finanziell zeigt sich ein ausgewogenes Bild: Etwa die Hälfte der Bevölkerung profitiert, bei rund 36 Prozent ändert sich nichts, und nur 14 Prozent – hauptsächlich gut verdienende Einverdienerhaushalte – verzeichnen eine moderate Einbusse. Diese Gruppe ist jedoch häufig auch in der Lage, mit ihrem Einkommen gesellschaftlich Verantwortung zu übernehmen – etwa durch Spenden oder Engagements für eine gerechtere Zukunft. Und genau das ist der Kern dieser Reform: Die Individualbesteuerung stärkt Eigenverantwortung, Leistungsgerechtigkeit und Wahlfreiheit.
Im Zeitalter des Fachkräftemangels sollte man sich für eine Erwerbstätigkeit entscheiden können, ohne steuerliche Nachteile in Kauf nehmen zu müssen – unabhängig vom Zivilstand oder Geschlecht. Es ist unverständlich, dass unser Steuersystem noch immer Anreize schafft, qualifizierte Arbeitskräfte vom Arbeitsmarkt fernzuhalten. Die Abschaffung der Heiratsstrafe ist deshalb nicht nur eine Frage der Fairness, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit.
Die FDP.Die Liberalen Frauen setzen sich seit Jahren konsequent für dieses liberale Anliegen ein: für mehr Freiheit in der Lebensgestaltung, für eine moderne Steuerpolitik und für einen Arbeitsmarkt, der Leistung statt Lebensform belohnt. Die Individualbesteuerung ist ein überfälliger Meilenstein auf diesem Weg.