Repressive linke Politik in Lausanne

 

geschrieben von Fathi Derder, Nationalrat VD

Die Debatte rund um das Lausanner Nachtleben macht Angst. Die Linke scheint das Problem zwar endlich erkannt zu haben, denn sie hat entsprechende Projekte: Schliessung der Clubs um 2 Uhr morgens, Einschränkung des Alkoholverkaufs, Überwachung der Betriebe und Jagd auf Kokainkonsumenten.

 

 

 

Indessen dealen die Dealer aber ungestraft weiter. Das ist seltsam, denn – erinnern wir uns – genau daher rührt das Sicherheitsproblem in Lausanne: eine offene Drogenszene, die sich unter der wohlwollenden Passivität der linken Regierung entwickelt hat. Dieselbe Linke will uns nun heute weismachen, dass die Clubs und die Kunden der Clubs für die fehlende Sicherheit verantwortlich seien. Sie und ich also.

 

Im Rahmen der neuen repressiven Logik der Sozialdemokraten werden die Konsumenten für vermutlich schuldig gehalten. Auch die Clubbetreiber gelten als vermutlich schuldig, die Dealer hingegen als vermutlich unschuldig. Oder anders gesagt: Die linke Regierung will uns deutlich machen: «Tut uns leid, die Dealer kriegen wir nicht in den Griff. Deshalb befassen wir uns jetzt mit euch.» Was so viel heisst wie: die Bürger kontrollieren, die ausgehen, leben und sich amüsieren. Also erneut Sie und ich.

 

Wir werden alle den Preis für zwanzig Jahre Dogmatismus und scheinheiliges Gutmenschentum bezahlen müssen. Das Resultat davon ist eine repressive, restriktive und sanktionierende Politik, die zwangsläufig gut ankommt – bei den Rechtsextremen. Das ist nichts weiter als normal, denn diese haben dieselbe Ansicht. Vielleicht wird dieses Bündnis zur «idealen» Lösung führen, nämlich zum vorzeitigen Lichterlöschen. Man freut sich.

 

Doch es gäbe andere Wege. Dass der Drogenhandel mit einer erhöhten Polizeipräsenz effizient bekämpft werden kann, ist ganz einfach wirtschaftliche Logik. Die Patrouillen würden die Kunden verscheuchen und die Dealer würden das Stadtzentrum meiden. Nach dem Schlucken von 300 Kokainkugeln werden Letztere schon einsehen, dass es noch Besseres zu tun gibt.

 

Auch bei den Clubs gibt es eine Lösung. Sie geht jedoch genau in die Gegenrichtung dessen, was die Linke vorschlägt. Indem die Behörden heute den Betrieben vorschreiben, früh zu schliessen, werfen sie Tausende von Nachtschwärmern in Höchstform auf die Strasse. Wenn die Party in vollem Gang ist, dreht man das Licht an und schreit: «Alles auf die Strasse!» Und genau dort findet man sie dann auch wieder. Ein verstörter, betrunkener Haufen mitten in der Nacht und ohne öffentliche Verkehrsmittel. Das Resultat sind Schlägereien. Je früher die Lokale geschlossen werden, desto grösser wird das Problem. Um 2 Uhr morgens sind die betrunkenen Nachtschwärmer fitter als um 5 Uhr!

 

Drehen wir das Ganze um: Bei einer Schliessung um 6 Uhr ist das Lokal bereits halb leer, die Letzten verlassen es. Der Tag ist bereits angebrochen. Sie sind nicht mehr die «Könige der Nacht», sondern einfach todmüde Menschen, die nur noch in ihr Bett fallen wollen. Das trifft sich gut, denn die öffentlichen Verkehrsmittel sind unterwegs.

 

Es gibt also offensichtlich Lösungen. Aber in ihrem Dogmatismus ignoriert sie die Linke und verstrickt sich in ein Paradox: Indem sie Kontrolle über das Privatleben erlangen will, lässt sie ihren Grundauftrag, die Sicherheit des öffentlichen Raumes, fallen. Ein Glück für die Dealer, Pech für die Bürger. Auf jeden Fall aber politisches Versagen sondergleichen oder tatsächlich ein Lichterlöschen – auf allen Ebenen.