Die richtigen Lehren aus der Corona-Krise ziehen

Serie: FDP-Fraktionsvorstösse zu Corona

Unser Gesundheitssystem hat dem Coronavirus standgehalten. Wir müssen nun weiterhin wachsam bleiben, aber gleichzeitig auch damit beginnen, aus dieser Pandemie zu lernen - und zwar auf allen Ebenen. Zudem müssen wir über den Tellerrand hinausblicken. Nur so sind wir für die Zukunft besser aufgestellt.
 

Unser Gesundheitssystem hat dem Coronavirus standgehalten, ein Kollaps der Gesundheitsversorgung konnte verhindert werden. Der verfügte Lockdown am 16. März war die richtige Entscheidung des  Bundesrates einer Eskalation des Gesundheitssystems entgegen zu wirken . Es ist jedoch klar, dass bei der Bewältigung dieser Krise nicht alles perfekt gelaufen ist. Klar ist: Fehler sind menschlich und bei einem Ereignis dieses Ausmasses und mit so vielen Unwägbarkeiten wäre ein «fehlerfreies» und perfektes Krisenmanagement sehr überraschend gewesen. Das sollte uns aber nicht daran hindern, konstruktive Kritik anzubringen und nach vorne zu schauen: Was hätte besser gemacht werden können? Wo gibt es Defizite im Umgang mit der Corona-Pandemie?

Vom Ausland lernen

Es braucht eine sorgfältige und kritische Analyse aller getroffenen Massnahmen von Bund und Kantonen. Wo wurde zu spät reagiert? Waren gewisse Massnahmen unverhältnismässig? Wurden gewisse Vorkehrungen nicht getroffen oder ungenügend umgesetzt? Gab es Koordinationsprobleme? – und so weiter. Darüber hinaus sollten wir über unsere Grenzen hinausblicken und uns von Ländern inspirieren lassen, die über eine längere Erfahrung im Kampf gegen Epidemien verfügen. Denn einige der betroffenen Nationen, die sehr früh und gezielt eingegriffen haben, konnten eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus rascher verhindern und so die gesundheitlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Schäden minimieren. Dazu gehören insbesondere verschiedene südostasiatische Länder. Sie wurden in der Vergangenheit hart von anderen Epidemien getroffen und haben wertvolle Lehren daraus gezogen, die wir, wo sinnvoll, beherzigen sollten.

Umfassende Massnahmenanalyse

Die FDP-Liberale Fraktion fordert den Bundesrat deshalb in einem Postulat dazu auf, eine solche umfassende Massnahmen-Analyse durchzuführen und dem Parlament einen Bericht vorzulegen. Basierend auf diesen Auswertungen soll er mögliche Änderungen des Pandemieplans und des Epidemiegesetzes präsentieren.
Insbesondere folgende Massnahmen müssen besonders geprüft werden:

  • Schnelle, gezielte Tests bei den ersten Anzeichen einer Epidemie bzw. Pandemie. 
  • Isolierung der Personen, die positiv getestet werden, bevor sie Symptome haben. 
  • Einrichtung von mit dem Auto erreichbaren Teststrukturen am Rande der Städte, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren.
  • Einsatz von Smartphone-Anwendungen, um die Entwicklung des Virus in einem frühen Stadium der Epidemie anonym zu verfolgen (auf freiwilliger Basis und unter Gewährleistung des Datenschutzes). 
  • Rasche Einrichtung eines Koordinationszentrums, in dem Forscher und Unternehmensvertreter im Bereich der neuen Technologien koordinierte Lösungen im Kampf gegen die Pandemie entwickeln.
  • Transparente Kommunikation der Behörden, um die Verbreitung von Falschinformationen frühzeitig zu verhindern. Statistiken und ergriffene Massnahmen müssen täglich vorgelegt werden. Dadurch steigt die Bereitschaft der Bevölkerung, sich an einschränkende Massnahmen zu halten.

Noch ist Corona nicht einfach vorbei – wir alle müssen weiterhin achtsam sein und die Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen respektieren. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, aus dieser Krise zu lernen. Denn die nächste Pandemie wird irgendwann kommen. Wenn wir die richtigen Lehren aus Corona ziehen, kann das einen eminenten Beitrag dazu leisten, zukünftige Krisen noch besser zu bewältigen und die negativen Folgen für die ganze Gesellschaft weiter zu minimieren – unsere Nachkommen werden es uns danken.
 

Marcel Dobler