In unstabilen Zeiten brauchen wir Kontinuität

Im Juli habe ich einige sonnige Ferientage in der Schweiz verbracht. Auf Ausflügen fuhr ich mit der längsten Standseilbahn Europas auf den Niesen oder genoss in Grindelwald den wundervollen Ausblick auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Auch in der Stadt habe ich mich entspannt, etwa, wenn ich beim lokalen Bäcker mit Kaffee und Zeitung den Tag gestartet habe.

Gastbeitrag von Claude Meier, Direktor HotellerieSuisse

Diese Vielfalt des Reiselands Schweiz wollen nicht nur wir Schweizerinnen und Schweizer erleben, sondern jährlich auch Hundertausende von Gästen aus dem Ausland. Die Kündigungsinitiative bedroht die dafür nötige Reisefreiheit, führt in der Folge zu Mehrkosten oder Wartezeiten für Touristen und macht die Schweiz entsprechend unattraktiv. Ein Rückgang der Gästezahl wäre die Konsequenz. Dies müssen wir um jeden Preis verhindern. Der Tourismus steht aufgrund der coronabedingten Krise bereits genug unter Druck. In solch historisch einmaligen Zeiten sind stabile Beziehungen zur EU für den Schweizer Tourismus schlicht überlebenswichtig.

Es ist selten, dass sich die wichtigsten Player im Tourismus für eine nationale Abstimmungskampagne zusammenschliessen. Hotel- und Restaurantbesitzer sind per se zurückhaltend im öffentlichen Kundtun ihrer politischen Meinung. Dies aus verständlichen Gründen: Jeder Gast ist schliesslich willkommen im eigenen Betrieb – unabhängig seiner politischen Couleur. Umso eindrücklicher zeigt das Engagement der Tourismusbranche im Komitee «NEIN zur Kündigung – JA zum Schweizer Tourismus», dass für den Tourismus viel auf dem Spiel steht. Zu viel, um zu schweigen.

Für den Schweizer Tourismus sind die Personenfreizügigkeit und das Schengen-Abkommen zentral. Dank diesen Abkommen profitieren wir von Reisefreiheit in Europa und sind Teil eines einheitlichen Visumsverbunds. Damit werden für den Tourismus wichtige Fernmärkte erschlossen und Tausende von Arbeitsplätzen in der Schweiz gesichert. Ein Verlust der Schengenvisums-Bestimmungen würde für den Tourismus gemäss einer Studie des Bundes zu jährlichen Umsatzeinbussen von bis zu einer halben Milliarde Franken führen. Dies wäre für unzählige Betriebe in der aktuellen Situation der Todesstoss und muss verhindert werden.

Offenheit und Vernetzung sind seit jeher Erfolgsfaktoren für unseren Tourismusstandort. Ohne sie verlieren wir nicht nur Gäste, sondern strahlen eine Haltung aus, welche der Schweiz unwürdig ist. Für die unter dramatischen Umsatzeinbussen leidende Branche muss jetzt eine schnelle Erholung im Vordergrund stehen. Gute wirtschaftliche Beziehungen zum Ausland sind dafür unverzichtbar. Gerade die Städtehotellerie, welche von der Krise am härtesten getroffen wurde, ist darauf angewiesen, dass der Geschäftstourismus wieder anzieht. Doch ohne Personenfreizügigkeit verliert die Schweiz ihr positives Image als international ausgerichteter Standort. 

Dieses Jahr ist es für mich selbstverständlich: Meine Ferien verbringe ich in der Schweiz. So geht es vielen meiner Freunde und Bekannten. Doch für sie und mich wird eine Zeit kommen, in welcher uns das Fernweh packt und wir auch wieder ausserhalb der Schweiz auf Entdeckungstouren gehen werden. Das ist völlig legitim. Genauso selbstverständlich sollen Gäste aus dem Ausland wieder die Schweiz als Freizeit- oder Geschäftsdestination ansteuern. Wenn es soweit ist, dürfen sie auf keinen Fall vor geschlossenen Grenzen stehen.

Deshalb sage ich entschieden NEIN zur Kündigungsinitiative am 27. September!

https://www.fdp.ch/kampagnen/nein-zur-kuendigungsinitiative