Versuchslabor Schweiz?

Die Vollgeld-Initiative ist eine der radikalsten Initiativen, die je eingereicht wurde. Das heutige Geldsystem soll komplett neu umgestaltet werden. Die Vorlage ist sehr kompliziert und niemand weiss, wie sie sich bei einer Annahme auswirken würde.

Die Initianten versprechen, dass Vollgeld Finanzkrisen verhindern soll. Ich bin der Meinung, globale Finanzkrisen kann man nicht verhindern. Man muss jedoch gut vorbereitet sein. Ich vertraue unseren heutigen Regulierungen. Damit sich die Banken nicht übernehmen, haben wir heute im Vergleich zu Europa scharfe Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften.

Bei Annahme der Initiative könnten die Banken kein elektronisches Buchgeld mehr schaffen, das Kreditgeschäft würde verstaatlicht. Für die Wirtschaft hätte die Initiative nur negative Folgen. Es wären nur noch Kredite aus Spargeldern oder nach Bewilligung durch die Nationalbank möglich. Stellen Sie sich vor, Sie haben eine gute Geschäftsidee und müssten monatelang auf einen Kredit warten. Oder Sie wollen ein Haus kaufen und müssen auf den Entscheid der Nationalbank warten. Die Folgen wären Engpässe. Heutzutage muss man schnell und flexibel sein. Weniger Kredite bedeuten weniger Investitionen in Infrastruktur, Innovation und Arbeitsplätze. Das Ausland wäre hocherfreut, wenn sich die Schweiz auf dieses Experiment einlassen würde. Es könnte dann ruhig zuschauen, ob es funktioniert oder nicht.

Wir wollen keine neue Bürokratie aufbauen, sondern wir müssen Bürokratie abbauen. Daher gibt es für mich keinen Grund, ein gut funktionierendes Finanzsystem auf den Kopf zu stellen. Darum stimme ich NEIN am 10. Juni 2018.

 

Albert Vitali, FDP Nationalrat, Oberkirch