Tempo 30 in der Feldbergstrasse: Kein Grund für grossen Jubel

In der Feldbergstrasse soll Tempo 30 eingeführt werden. Begründung: Mit der geplanten Tempo­reduktion liessen sich die Lärm- und Abgasemissionen in diesem Strassenzug, einer der meist befahrenden städtischen Hauptverkehrsachsen der Schweiz, reduzieren. FDP Kleinbasel Präsident Daniel Seiler sieht keinen Grund zum Jubeln. Mit Tempo 30 würde die Feldbergstrasse die Eigenschaft einer Sammelstrasse verlieren und es käme zu unerwünschtem Mehrverkehr in den angrenzenden Quartieren. Sinnvoller als Tempo 30 wäre es, Lösungen zur Verkehrsentlastung der Stadt zu realisieren, was aber leider in den letzten Jahrzehnten verpasst wurde.

Die Idee existiert im Lufthygieneamt seit bald zehn Jahren. Neue Erkenntnisse sind seither keine dazu gekommen. Allerdings: Die Lärm- und Abgasemissionen haben dank technologischer Verbesserungen bei den Autos stark abgenommen. Dank neuer Antriebstechnologien wird sich dieser Trend auch in Zu­kunft weiter fortsetzen. Die Reduktion der Emissionen scheint so rasch von statten gegangen zu sein, dass da selbst die Verwaltung nicht mehr mitkommt. Seit 2017 jedenfalls wird der Tagesgrenz­wert in der Feldbergstrasse eingehalten. Fünf Jahre zuvor noch wurde dieser an 30 Tagen überschrit­ten. Noch nicht im grünen Bereich ist der Jahresgrenzwert, obschon auch hier die Tendenz unüber­sehbar ist und dieses Ziel immer näher rückt. Ausser Frage steht: Die Stickstoffdioxid-Konzentration im vorletzten Jahr, war die tiefste seit Inkraftsetzung der Grenzwerte 1985.

Vermeintliche Entlastung führt zu Mehrverkehr im Quartier

Ich kann nachvollziehen, dass die Menschen, die unmittelbar in der Feldbergstrasse wohnen, sich darüber freuen, dass Tempo 30 eingeführt werden soll. Tatsache ist aber, dass diese Achse als Sammelstrasse den Verkehr kanalisiert und damit das umliegende Quartier vom Durchgangsverkehr entlastet. Mit Tempo 30 würde die Feldbergstrasse diese Eigenschaft verlieren und es käme zu unerwünschtem Mehrverkehr in den angrenzenden Quartieren. Sinnvoller als Tempo 30 wäre es,  Lösungen zur Verkehrsentlastung der Stadt zu realisieren, was aber leider in den letzten Jahrzehnten verpasst wurde. Nach wie vor fehlt ein funktionierendes S-Bahn-Netz für die gesamte Region – und leider hat man es nach der Fertigstellung der Nordtangente auch verpasst, die ganze Ringautobahn um die Stadt zu bauen.

Es braucht ein überregionales Verkehrskonzept

Als die Mittlere Brücke für Autos gesperrt wurde, war klar, dass es zu Mehrverkehr in der Feldberg­strasse kommen würde. Und selbstverständlich nimmt der Verkehr infolge zusätzlicher Arbeitsplätze und Bewohnern in der Stadt nicht ab, sondern zu. Statt endlich ein überregionales Verkehrskonzept für alle Verkehrsträger zu erstellen und mit dem Autobahnring zur Entlastung der Stadt vorwärts zu machen, spielt man seit Jahren die unterschiedlichen Verkehrsträger gegeneinander aus. Es werden kontinuierlich Auto-Parkplätze abgebaut, der ÖV und der motorisierte Individualverkehr werden durch Tempo-30-Zonen auf Hauptverkehrsachsen verlangsamt und am Ende ist man erstaunt, wenn die BVB laufend Fahrgäste verliert und die Verkehrsbelastung in den Quartieren wieder zunimmt, weil eben die Hauptverkehrsachsen die Rolle als Sammelstrassen verlieren und die Quartierstrassen als Ausweichrouten genutzt werden.

Tempo 30 ist erst der Anfang

Während man den Bewohnern in der Feldbergstrasse durch Tempo-30 Ruhe verspricht, plant man schon den nächsten Lärm. Obwohl erst vor wenigen Jahren die Sanierung der Feldbergstrasse ab­geschlossen wurde, will man jetzt gar noch Tramschienen in die Strasse verlegen. Das gibt dann wieder für 2 bis 3 Jahre Baustellenlärm und Behinderungen. Anschliessend staut sich dann der ganze Verkehr hinter den schweren und nicht gerade leisen Trams, alles geht noch langsamer vorwärts und die Strasse wird durch die hohen Randsteine bei den Haltestellen gefährlich für Velofahrer und Fussgänger. Schon heute ist absehbar, dass dann mit dem Ergebnis niemand wirklich glücklich sein wird und der Streit um die stadtgerechten Verkehrsträger weiter geht. Es sei denn, irgendjemand in der Verwaltung der Stadt wacht auf und merkt, dass eine nachhaltige zukunftsgerichtet Verkehrspolitik nur unter Berücksichtigung aller Verkehrsträger erfolgen kann. Darauf warten viele im Kleinbasel.

Daniel Seiler
Präsident FDP, Sektion Kleinbasel