Das Problem des öffentlichen Stammtischs

Wer sich früher über Politiker oder über deren Aussagen oder Anordnungen aufregte, machte meist am Stammtisch seinem Ärger Luft. Nur die Stammtischteilnehmer hörten die Schimpftirade desjenigen, der mit kräftigen Worten über «die da oben» (gemeint Bundesbern) herzog.

Heute hingegen kann derselbe mit seinen Äusserungen via Facebook oder Twitter eine grosse Bevölkerungsgruppe erreichen. Jeder kann seine persönliche Befindlichkeit jederzeit kundtun und Meinungen verbreiten, die fern jeder sachlichen oder fachlichen Beurteilung sind. Das Problem dabei ist, dass sich so Unwahrheiten rasant und in weiten Kreisen verbreiten und zu eigenartigen Verschwörungsmythen führen. So wird beispielsweise behauptet, Bill Gates habe das Coronavirus erfunden, um danach mit einem Impfstoff den Menschen einen Chip einzusetzen. Oder die 5G Technologie führe zu schweren gesundheitlichen Problemen und werde nur genutzt, um Menschen zu überwachen. Je mehr Menschen solche Unwahrheiten hören, desto mehr Menschen glauben, dass dies tatsächlich stimmt. Wobei es eben einen Unterschied zwischen «Glauben» und «Wissen» gibt. Es erfüllt mich mit Sorge, dass man immer weniger auf Tatsachen und Fakten zählt und dass Politiker, die mit Vernunft und Sachlichkeit argumentieren, nicht mehr gehört werden. Was kann man dem entgegensetzen?

Sich bilden, Fachberichte lesen, Fachpersonen zuhören, kritisch bleiben und verschiedene Meinungen einholen, mit Wissenschaftlern sprechen und klugen Menschen vertrauen. Und hoffen, dass sich kluge und gebildete Menschen auch weiterhin in der Politik engagieren. Damit die Politik in Nidwalden auch zukünftig von vernünftigen, gescheiten und

umsichtigen Frauen und Männern geprägt wird.

Lilian Lauterburg
Landrätin FDP.Die Liberalen Kehrsiten
 

Lilian Lauterburg