COVID-19 Impfung: der Schweizer Flop wird immer deutlicher

Das Schweizer Impfprogramm ist ein vollkommenes Fiasko. Machen wir uns nichts vor: Die Versprechungen des BAG, der Kantone und der Task Force Zur Impfstrategie konnten bisher nicht eingehalten werden.

 

Angefangen bei der Impfstoffversorgung. Während in der Schweiz Pressekonferenzen stattfanden, an denen ein komplizierter Sechs-Stufen-Impfplan vorgestellt wurde, verhandelten andere Länder über grosse Mengen Impfdosen. In der Schweiz haben wir uns auf die nächsten Piktogramme gefreut, andernorts wurde das Scheckbuch herausgeholt, um sicherzustellen, dass alle noch vor dem Sankt-Nimmerleins-Tag geimpft werden. Israel gab pro Dosis und pro Bürger zehn Dollar extra aus, um sicherzustellen, dass seine Bürger als Erste geimpft werden. Für diesen vernünftigen Betrag, angesichts der Kosten des Lockdowns, hätten wir das Gleiche tun können

Die zweite Baustelle ist das Impfprogramm selbst Am 22. Dezember verkündete Swissmedic mit grossem Tamtam die Zulassung des ersten Impfstoffs.

Die Kantonsregierungen waren zunächst erstaunt, denn mit einer solchen Nachricht hatten sie nicht gerechnet. Die mangelnde Koordination zwischen der Genehmigungsbehörde und den kantonalen Stellen ist bedauerlich. Ein Anruf ein paar Tage vorher zur Vorbereitung wäre das Mindeste gewesen. Aber macht nichts.

Sprechen wir lieber über die echten Impfungen, von denen man uns in Pressekonferenzen erzählt hat. Am 22. Dezember hatten wir 107’000 Dosen zur Verfügung. Das ist nicht viel, aber haben wir sie wenigstens genutzt? Man kann es nicht mit Sicherheit sagen: Das BAG hält es nicht für nötig, diese Art von Informationen zu kommunizieren, so dass die Schweiz jetzt auf internationalen Karten zu den grauen Ländern gehört, die ein frustrierendes "no data available" anzeigen.

Liest man jedoch die Ankündigungen, die hier und da ein Dutzend Impfungen versprechen, deutet alles darauf hin, dass es der Schweiz nicht viel besser geht als Frankreich und seinen bald 500 Geimpften. Kurz gesagt: Abgesehen von vollmundigen Ankündigungen, ist es wahrscheinlich, dass die Schweiz in zwei Wochen nicht viel Impfstoff aus den Super-Gefrierschränken der Armee entnommen hat.

Offen gesagt, es ist beschämend. Die Argumente zur Rechtfertigung dieser (Des-)Organisation sind erschütternd. Es scheint sehr kompliziert zu sein, eine Zustimmung von den Bewohnern von Pflegeheimen oder ihren Familien zu erhalten. Diesen Schritt hätte man längst vorwegnehmen können. Schliesslich ist es ja schon länger bekannt, dass eine Pandemie die Welt heimsucht und ein Impfstoff dagegen entwickelt wird.

Und dann sind da noch diese unüberwindbaren logistischen Hürden. Eine Ständerätin warf mir vor, Dinge zu einfach darzustellen, , weil ich mich über die Langsamkeit der Verwaltung beschwerte. Dieselbe Verwaltung, die von allen Restaurants verlangt, innerhalb von 24 Stunden zu öffnen, zu schliessen und Schutzmassnahmen durchzusetzen, war nicht in der Lage, die Logistik der Impfung vorzubereiten, deren Tauglichkeit seit Oktober bekannt ist.

Während die Schweiz versagt hat, haben andere gehandelt. Bester Beweis ist Israel, das bereits über 10% seiner Bevölkerung geimpft hat. In den nächsten Tagen werden alle Israelis über 60 Jahre eine Dosis erhalten haben. Auch in Grossbritannien sind bereits über eine Million Menschen geimpft worden.

Dagegen führen wir hierzulande ethische und politische Debatten, um von den Fehlern beim Impfplan abzulenken und bereiten einen dritten Lockdown vor, der die Wirtschaft wieder ein Vermögen kosten wird.

Diese Verzögerung und mangelnde Vorbereitung gehören zu einer Reihe von Fehlern. Nach den fehlenden Masken, der mangelhaften Swisscovid-App, dem überforderten Tracing und der nicht vorhandenen Koordination des Lockdowns der zweiten Welle. Aber da wir wissen, dass der Impfstoff unser Weg aus der Krise ist, ist dieses Versäumnis am bittersten und am wenigsten entschuldbar.

Philippe Nantermod