Zivilstandsunabhängig besteuern

Arbeiten muss sich auszahlen

Die Unterschriftensammelaktionen rund um die nationale Volksinitiative «Für eine zivilstandsunabhängige Individualbesteuerung» ist auch im Kanton Thurgau lanciert. Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Berufen erklärten im Rathaus Bischofszell, weshalb mit der Individualbesteuerung die Arbeitsmotivation noch forciert, die angespannte Fachkräfte-Situation entlastet, eine ausreichende Altersvorsorge aufgebaut und das Vertrauen in das Steuersystem gestärkt werden soll.

«Das derzeit aktuelle Steuersystem ist absolut untypisch für das Innovations- und Wirtschaftsland Schweiz», sagt Gabriel Macedo, Präsident der FDP Thurgau. Denn die Geschichte zeige, dass sich Arbeit – speziell für gut ausgebildete Frauen und Mütter – mit dem heutigen Steuersystem zu wenig lohne. Für Primarlehrerin Sibylle Moopanar ist es 50 Jahre nach der Einführung des Frauen-Stimm- und Wahlrechts auf eidgenössischer Ebene an der Zeit, die Heiratsstrafe abzuschaffen. «Die zivilstandsbedingten Ungleichheiten müssen endlich beseitigt werden», sagt die frischgewählte Präsidentin der FDP Bischofszell.

Mehr Frauen im Arbeitsmarkt

«Es muss unser Ziel sein, mehr erwerbstätige Frauen zu höheren Teilzeit- oder Vollzeitpensen im Arbeitsmarkt zu haben», erklärt die Aadorfer Kantonsrätin Cornelia Hasler-Roost. Die gerechte Besteuerung sei in 70 Prozent der europäischen Länder vollzogen. «Dieser, in anderen Ländern umgesetzte, Systemwechsel zur Individualbesteuerung sei eine Folge der zunehmenden Erwerbstätigkeit verheirateter Frauen. «Frauen wie Männer verlieren bei uns derzeit mit der Heirat ihre steuerliche Unabhängigkeit», sagt Rick Näf. Ihm persönlich sei Unabhängigkeit und Vertrauen in ein Steuersystem sehr wichtig. «Auch deshalb will ich mich für diese Volksinitiative stark machen», erklärt der 20-jährige Finanzberater aus Donzhausen.

Eine ausreichende Altersvorsorge aufbauen

Kathrin Widmer Gubler will mit einer zivilstandsunabhängigen Besteuerung negative Erwerbsanreize abbauen. Die Frauenfelder Unternehmerin rechnet vor: «Studien zeigen, dass mit der Einführung der Individualbesteuerung rund 300'000 berufstätige Frauen ihr Erwerbspensum um 20 Prozent erhöhen könnten. Die wachsende Zahl zusätzlicher Erwerbstätiger trägt zur Entlastung der angespannten Fachkräfte-Situation bei – und führt damit zu einer Entlastung der Sozialversicherungen und zu einer besseren finanziellen Absicherung im Alter.»


Einfacher Initiativtext

Mit der Eidgenössischen Volksinitiative «Für eine zivilstandsunabhängige Individualbesteuerung («Steuergerechtigkeits-Initiative») soll die Bundesverfassung wie folgt geändert werden: «Natürliche Personen werden unabhängig von ihrem Zivilstand besteuert.» Die nationale Unterschriftensammelaktion dauert bis im September 2022. Das Thurgauer Komitee wird in den kommenden Monaten unter Leitung der Hauptwilerin Sibylle Moopanar, mit den Bezirksverantwortlichen Silke Sutter Heer (Bezirk Arbon), Kathrin Widmer Gubler (Bezirk Frauenfeld), Ana Brändli (Bezirk Kreuzlingen), Cornelia Hasler-Roost (Bezirk Münchwilen) und Rick Näf (Bezirk Weinfelden), verschiedene Aktionen durchführen und auf den Strassen aktiv auf die Thurgauer Bevölkerung zugehen. Die eidgenössische Volksinitiative wurde von den FDP Frauen Schweiz im Jubiläumsjahr «50 Jahre Frauenstimmrecht» lanciert.