Pflegeheime unter der Lupe

 

Geschrieben von Ignazio Cassis, Präsident FDP-Liberale Fraktion und Nationalrat TI

 

20150413

 

In Alters- und Pflegeheimen wohnen schweizweit rund 150'000 ältere Menschen. Die 1'600 Institutionen beschäftigen rund 120'000 Mitarbeitende. Weiter generiert dieser Bereich jährlich Leistungen in Höhe von 10 Mia. Franken, wovon ca. 2 Mia. mittels Krankenkassenprämien und Ergänzungsleistungen bezahlt werden.

 

 


Wichtige Informationen zu den Alters- und Pflegeheimen liefert die SHURP-Studie, das Swiss Nursing Homes Human Resources Project. SHURP ist die international umfassendste und in der Schweiz bisher grösste Pflegeheimstudie. Sie wurde 2012-2013 als multizentrische Querschnittstudie von der Uni Basel durchgeführt und bringt erstmals wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse aus der Langzeitpflege ans Licht.


Gemäss SHURP ist in der Schweiz die Qualität in der Pflege und Betreuung insgesamt hoch. Die Bewohner leiden selten an unerwünschten Komplikationen wie Wundliegen (2,7 %), Harnwegsinfektionen (5,1 %) und Gewichtsverlust (4,5 %). Mit 88 % ist die Zufriedenheit der Mitarbeitenden hoch. Eine dramatische Situation sieht anders aus, die Berichterstattung kann also zumindest teilweise relativiert werden. Die Rekrutierungsprobleme beim Pflegepersonal wurden allerdings bestätigt: Vor allem bei den diplomierten Pflegefachleuten bekunden 92 Prozent der Institutionen Schwierigkeiten, Personal zu finden. Für Mitarbeitende mit Lehrabschluss sind es 65 Prozent und beim ungelernten Personal 14 Prozent. Im Hinblick auf die Umsetzung von Art. 121a Bundesverfassung (Steuerung der Zuwanderung) sind dies wichtige Hinweise. Positiv sind die beiden vom Bundesrat beschlossenen Förderprogramme «Unterstützungs- und Entlastungsangebote für pflegende Angehörige 2017-2021» und «Interprofessionalität im Gesundheitswesen 2017-2021», die dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen entgegenwirken.


SHURP zeigt auch jene Faktoren auf, die die Mitarbeiterzufriedenheit beeinflussen. 75 Prozent der Betriebe haben daraufhin Verbesserungspotentiale identifiziert und teils Verbesserungen eingeleitet. Weiter konnte mittels SHURP die Partnerschaft zwischen der Versorgungspraxis und der Wissenschaft erfolgreich getestet werden. Damit schafft die Studie eine hervorragende Ausgangslage für Qualitätsförderung und Forschungsprojekte. Denn das Thema Langzeitpflege wird uns auch in den kommenden Jahren angesichts der Alterung der Bevölkerung begleiten.