Mehr Flexibilität für die Arbeit im Home Office

Parlamentarische Initiative „Mehr Gestaltungsfreiheit bei Arbeit im Homeoffice“ 

 

Wir stehen mitten im digitalen Zeitalter, aber unser Arbeitsrecht ist noch industriell geprägt. Damit Arbeitnehmer Beruf und Familie besser vereinbaren können, brauchen sie mehr Flexibilität. Mein parlamentarischer Vorstoss will genau dies. Er will aber nicht die Arbeitszeit erhöhen, wie einige fälschlicherweise meinen.  

Meine Parlamentarische Initiative „Mehr Gestaltungsfreiheit bei Arbeit im Homeoffice“ hat heute gehörig Staub aufgewirbelt – weil einige Journalisten die ausgewogene Berichterstattung offensichtlich einer knackigen Schlagzeile geopfert haben. Sie haben sich leider nicht die Mühe gemacht, mit mir zu sprechen.

Die Initiative verfolgt den Zweck, die Gestaltungsfreiheit der Arbeitnehmer im Homeoffice zu erhöhen, um Beruf und Familie besser in Einklang bringen zu können. Die Arbeitnehmer sollen bei der Einteilung ihrer Arbeitszeit mehr Spielraum erhalten. 

Die Höchstarbeitszeit wird nicht angetastet

Bei der Initiative geht es gerade nicht darum, den Umfang der Arbeitszeit zu erhöhen. Die maximale Dauer der Arbeitszeit, die sogenannte Höchstarbeitszeit, bleibt durch die Initiative unberührt. Sie beträgt wöchentlich 45 Stunden oder im Schnitt neun Stunden pro Tag. Wenn die Initiative angenommen wird, wird es weiterhin verboten sein, 17 Stunden pro Tag zu arbeiten. 

Zurzeit steht im Gesetz, dass die Arbeit an einem Tag innerhalb eines Zeitraums von 14 Stunden erbracht werden muss. Das heisst noch nicht, dass ein Arbeitnehmer an einem Tag während 14 Stunden beschäftigt werden darf. Das heisst nur, dass ein Arbeitnehmer, der seine Arbeit z.B. um 7 Uhr aufgenommen hat, ab 21 Uhr nicht mehr arbeiten darf, und zwar unabhängig davon, wie viele Stunden der Arbeitnehmer zwischen 7 Uhr und 21 Uhr gearbeitet hat.

Wir leben nicht mehr im industriellen, sondern im digitalen Zeitalter

Die Initiative ist notwendig, weil die Realität schon lange nicht mehr dem veralteten Arbeitsgesetz aus dem Industriezeitalter entspricht. Die Initiative möchte es Müttern und Vätern, die beispielsweise um 7 Uhr ihre Kinder wecken und um 21 Uhr ins Bett bringen, erlauben, vor und nach der Kinderbetreuung noch ein geschäftliches Mail zu schreiben, um sich zwischen 18 und 21 Uhr voll und ganz der Kinderbetreuung widmen zu können.

Die Initiative möchte auch nicht erreichen, dass Arbeitnehmer das ganze Wochenende durcharbeiten. Es soll bloss den Arbeitnehmern im Homeoffice selber überlassen werden, ob sie eine Arbeit am Samstagnachmittag oder am Sonntagmorgen erledigen. Zurzeit sind Arbeitnehmer auf Grund des strengen Sonntagsarbeitsverbots gezwungen, eine dringende Arbeit am Samstag zu erledigen.

Es geht also schlicht um eine Modernisierung der regulatorischen Rahmenbedingungen, damit wir auch arbeitsrechtlich für das digitale Zeitalter bereit sind. Nur so können wir die Chancen der Digitalisierung voll ausnutzen und den Arbeitnehmer ermöglichen, vom technologischen Fortschritt zu profitieren. 

 

Thierry Burkart