Franchisen: Alle Akteure müssen Verantwortung übernehmen

Unser Gesundheitswesen bietet eine umfassende Leistungspalette, und die Zufriedenheit der Bevölkerung ist hoch. Dies muss so bleiben. Nur ein finanziell stabiles System erbringt jedoch auch in Zukunft qualitativ hochstehende Leistungen für all jene, die sie benötigen. Seit Jahren steigen indessen die Gesundheitskosten ungebremst an. Dagegen gibt es kein Wundermittel, wie uns viele weismachen wollen. Vielmehr müssen alle Beteiligten ihren Beitrag leisten. Dazu gehören auch wir Versicherten. Eine Anpassung der Mindestfranchise an die Kostenentwicklung ist seit langem überfällig. Der vom Parlament beschlossene Mechanismus, der zu einer moderaten Erhöhung führt, ist richtig und wichtig für den langfristigen Erhalt der Solidarität im Gesundheitssystem. 

Die Franchise ist jener Teil der Kosten, den die Versicherten für ihre eigene Gesundheit bezahlen. Mit der Prämie hingegen bezahlt man die Leistungen für alle Versicherten, das ist das Solidaritätsprizip der Versicherung. Eine hohe Franchise ermöglicht es jedem einzelnen, die Höhe seiner Prämie zu begrenzen oder sogar zu senken. Zusätzlich gilt aber, dass Versicherte, die sich für hohe Franchisen entscheiden dazu beitragen, dass die Prämien und damit die Familien und den Mittelstand weniger belastet werden. Bereits heute können wir Versicherte also die finanzielle Belastung des gesamten Gesundheitssystems reduzieren, indem wir uns für eine hohe Franchise und ein alternatives Versicherungsmodell entscheiden.

Das Ziel der Franchise ist es, die Inanspruchnahme nicht notwendiger Leistungen soweit wie möglich zu reduzieren. Behandlungen von Bagatellen sollen reduziert werden, denn dafür bezahlen letztendlich alle Prämienzahler. Die Franchisen sind jedoch nur dann wirksam, wenn ihr Betrag der Entwicklung der Kosten folgt. Die letzte Anpassung erfolgte vor 15 Jahren. 2004 betrugen die durchschnittlichen Kosten CHF 2'592.- pro Versicherten. 2017 betrugen sie CHF 3'849, das sind 50% mehr! Die Grundfranchise von 300.- wurde indessen nie angepasst. Das bedeutet, dass es die Gemeinschaft ist, die durch Steuern und Prämien die immer höheren Kosten trägt. 

Die stetig steigenden Prämien belasten zunehmend die Familienbudgets. Im Kampf gegen die Prämienerhöhungen ist es daher unerlässlich, die Franchisen in einem gewissen Verhältnis zu den Gesamtkosten zu halten. Angestossen durch die FDP hat das Parlament heute diesem Umstand Rechnung getragen. Neu wird ein automatischer Mechanismus zur moderaten Anpassung der Franchise im Krankenversicherungsgesetz eingeführt. Der Bundesrat wird in Zukunft die Franchisen regelmässig der Entwicklung der Gesundheitskosten anpassen. 

Eine moderate und gesellschaftlich vertretbare Erhöhung 

Vorgesehen ist eine Erhöhung der Jahresfranchisen von 50 Franken, wenn die durchschnittlichen Bruttokosten pro Versicherten das 13-fache der ordentlichen Franchise übersteigen. Gemäss dieser Berechnung wird für 2020 mit einer Erhöhung von CHF 50 gerechnet. Pro Jahr, wohlverstanden, es geht also um einen Betrag von gut vier Franken pro Monat. Das ist moderat und tragbar. Die Franchisen von Kindern unterliegen nicht diesem Anpassungsmechanismus. Familien sind daher von dieser Massnahme nicht übermässig stark betroffen. 
Vergleicht man diese Zahl mit den jährlich durch die Gemeinschaft finanzierten Prämienverbilligungen von 4,5 Milliarden Franken, so lässt sich der Aufschrei der Sozialdemokraten nur so erklären: Es ist Wahlkampf. Sich mittels eines Referendums auf die Höhe der Franchisen zu konzentrieren ist eine Möglichkeit, vom eigentlichen Problem abzulenken und erneut jeden Beitrag abzulehnen, der Verantwortung von jedem einzelnen fordert,

Alle Akteure müssen ihre Verantwortung übernehmen

Für die FDP ist klar, dass alle Beteiligten Verantwortung übernehmen müssen, um den Kostenanstieg im Gesundheitswesen zu dämpfen: Versicherer (durch Beseitigung von Überkapazitäten und das Angebot neuer Versicherungsmodelle), Spitäler (durch den Abbau von Überkapazitäten und mehr Transparenz bezüglich der Qualität der Leistungen), die Pharmaindustrie (durch Förderung der Abgabe von Generika und die Senkung der Preise) und Patienten. Sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuzuschieben, bringt nichts. Jeder muss seinen eigenen Beitrag leisten. Die Anpassung der Franchisen an die Kostenentwicklung ist nur eine von vielen Massnahmen, die getroffen werden müssen, um unser Gesundheitswesen zu sichern. Aber eine nötige.

Mehr Information finden Sie in unserem aktuellen Positionspapier «Neuer Schwung für das Schweizer Gesundheitswesen».
 

Regine Sauter